5 Da fuhr der HERR hernieder, daß er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauten. 6 Und der HERR sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen, und haben das angefangen zu tun; sie werden nicht ablassen von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun. 7 Wohlauf, laßt uns herniederfahren und ihre Sprache daselbst verwirren, daß keiner des andern Sprache verstehe! 8 Also zerstreute sie der HERR von dort alle Länder, daß sie mußten aufhören die Stadt zu bauen. 9 Daher heißt ihr Name Babel, daß der HERR daselbst verwirrt hatte aller Länder Sprache und sie zerstreut von dort in alle Länder.
Die Bibel erzählt von einem Volk aus dem Osten, das sich in einem Land namens Schinar, ansiedelte. Dieses Volk sprach eine (heilige) Sprache. Dort wollte es eine Stadt und einen Turm mit einer Spitze bis zum Himmel bauen. Dies war die Stadt Babylon. Die biblische Erzählung des Turmbaus zu Babel steht in der Gen 11, 1–9:
597 v. Chr. beginnt eine Epoche der jüdischen Geschichte, wird als babylonisches Exil bezeichnet. Sie fängt an mit der ersten Eroberung Jerusalems und des Königreiches Juda durch den babylonischen König Nebukadnezar II. und dauert bis zur Eroberung Babylons 539 v. Chr. durch den Perserkönig Kyros II. Es spricht vieles dafür, dass schon lange vor dieser Zeit der babylonischen Gefangenschaft die Menschen tatsächlich von Babel aus in alle Winde zerstreut wurden. Möglicherweise mit der Ausnahme jener Bergbewohner, die in der Nähe der Arche blieben und die offensichtlich die Vorfahren Abrahams waren.
In der legendären Stadt Babylon im heutigen Irak befinden sich die Überreste eines riesigen Bauwerks, und alte Aufzeichnungen deuten darauf hin, dass es sich um den Turmbau zu Babel handelte. Der deutsche Archäologe Robert Koldewey (* 1855 † 1925) hat die Überreste des Turms von Babel gefunden. Er konnte im Jahr 1913 einen Turm in Babylon archäologisch nachweisen. Er war eine Zikkurat, ein gestufter Tempelturm mit wahrscheinlich 7 Plateaus (nach Herodot 8 Plateaus), dessen Fundamente er in Babylon (hebräisch: Babel) freigelegt hat.
Die Zikkurat wird erstmals unter dem Namen Etemenanki (sumerisch: Haus des Himmelsfundaments auf der Erde) in der Tempelanlage Esaĝila (sumerisch: Tempel des erhobenen Hauptes) urkundlich in den Annalen des assyrischen Königs Sanherib (705-680) erwähnt. Sanherib zerstörte 689 v. Chr. den Tempel und die Stadt. Inschriften im Fundament der Zikkurat belegen, dass die Nachfolger König Sanheribs, König Assarhaddon (680–669 v. Chr.) und König Assurbanipal (668–631 v. Chr.), mit dem Wiederaufbau des zerstörten Tempels begannen. Der neubabylonische Herrscher Nabopolassar, der die Assyrer besiegt und damit der assyrischen Herrschaft ein Ende gesetzt hatte, führte den Ausbau des Tempels fort, sein Sohn Nebukadnezar II. (604–562 v. Chr.) vollendete ihn. Wahrscheinlich verfiel das Bauwerk zunehmend, bzw. wurde durch den Perserkönig Xerxes I. (486–465 v. Chr.) teilweise zerstört. Alexander der Große ließ bei seinem Einzug in Babylon im Frühjahr 323 v. Chr. jedenfalls die Reste bis auf das Fundament abtragen, um den Turm neu zu errichten. Doch dabei blieb es, da Alexander noch während des Neubaus verstarb. Danach verfiel der Turm endgültig.
Für das Aussehen des Turms zur Zeit Nebukadnezars gibt es eine sehr eindrucksvolle Keilschrift-Quelle: Die sogenannte Esagila-Tafel stammt zwar aus späterer Zeit, etwa aus dem Jahr 229 v. Chr. Der Text beschreibt in religiös-mathematischer Form den Tempel Esagila, eines der Hauptheiligtümer in Babylon. Esagila steht in enger Beziehung zur Zikkurat Etemenanki, die beiden Gebäude sind quasi um 90 Grad gedrehte Abbilder voneinander. Im Ausstellungsband »Wahrheit« wird erläutert: »Etemenanki ›Haus, das das Fundament des Himmels und der Erde ist‹ wird im Text als Turm aus sieben Geschossen beschrieben, deren siebtes, ein Doppelgeschoss, der ›Tempel der Zikkurat‹ sei.« – Ähnlich wie auch Herodot berichtet die Tafel von einem »Bett des Gottes Marduk«. Die Darstellung Etemenankis unterscheidet sich zwar im Detail ein wenig von den Angaben auf der Esagila-Tafel, bestätigt aber wie diese einen sieben- oder achtstöckigen Tempelturm, wie ihn schon Herodot beschrieben hat. Der griechische Geschichtsschreiber Herodot berichtet, dass der Turm zu Babel eine Grundfläche von 91,48 m × 91,66 m und eine Höhe von etwa 91 m hatte. Der deutsche Bauforscher Robert Koldewey konnte durch seine Ausgrabungen in den Jahren 1900 - 1913 in Babylon die Maßangaben Herodots zumindest den Grundriss betreffend stützen. Koldewey gilt als einer der bedeutendsten deutschen Vertreter der Vorderasiatischen Archäologie.
Ein Vergleich mit der Zikkurat des Mondgottes Nanna in Ur und anderen gleichartigen Bauwerken zeigt außerdem, dass bei Anwendung einer abgestuften Bauweise, wie sie bei solchen Stufentempeln üblich war, durchaus Höhen von 90 m erreicht werden konnten, ohne dass die Bauwerke einzustürzen drohten. Von dem Turm sind heute nur noch wenige Fundamente erhalten. Auf einem Satellitenbild sind die Fundamente als dunkles Quadrat mit 90 Metern Seitenlänge zu erkennen. Wann der Turm zu Babel erstmals errichtet wurde, ist bis heute unklar. Die Bibelforschung geht aber davon aus, dass mit dem Bau von Babel und dessen Turm unter der Leitung des mythischen Königs Nimrod, nach der Bibel ein Urenkel Noahs, begonnen wurde. Nimrod war Gründer und König des assyrischen und babylonischen Großreiches nach der Sintflut, konnte historisch aber nicht eindeutig identifiziert werden. Der britische Assyriologe George Smith (1840–1876) identifizierte Nimrod mit dem sumerischen Sagenkönig Gilgamesch. Der US-amerikanische Assyriologe Ephraim Avigdor Speiser (1902–1965) setzt ihn mit Tukulti-Ninurta I. (1233–1197 v. Chr.) gleich, der wiederum auch mit Ninos, dem sagenhaften Gründer von Ninive, identifiziert wird. Das Reich Nimrods erstreckte sich zu Anfang auf die Städte Babel, Erech, Akkad und Kalne, die alle im Land Schinar (nördlich von Babylon) lagen. Der Bibel nach soll er auch die Städte Ninive, Rehobot-Ir, Kelach (Nimrud) und Resen erbaut haben.
Die Geschichte vom Turmbau steht im Alten Testament zeitlich nach der Sintflut.
Das veranlasste den römisch-jüdischen Geschichtsschreiber Flavius Josephus zu der Annahme, das Motiv für den Bau wäre nicht nur allgemeiner Hochmut gewesen, sondern auch der Versuch, sich einen sicheren Zufluchtsort zu schaffen, für den Fall, dass Gott eine weitere Sintflut schicken sollte. Theologen werten das Turmbau-Vorhaben als Versuch der Menschheit,Gott gleichzukommen. Und auch diesmal bleibt die Konsequenz dieser Verfehlung gegenüber Gott nicht aus, jedoch erfolgt sie nicht in Form einer erneuten Vernichtung wie bei der Sintflut, sondern als Sprachverwirrung. Als die Menschen sich nicht mehr verständigen konnten, wurde der Turmbau zu Babel beendet. Jahrhundertelang blieb der Turm unvollendet, bis sich König NEBUKADNEZAR II. seiner annahm und ihn vollenden ließ.
Ein beeindruckendstes Fundstück in Bezug auf den Turm zu Babel ist die außergewöhnliche Turmbau-zu-Babel-Tafel aus der privaten Schøyen-Sammlung, die die Zikkurat zur Zeit Nebukadnezars nicht nur beschreibt, sondern sogar abbildet, in der Seitenansicht und als Grundriss. Der britische Wissenschaftler Andrew R. George Experte für das antike Babylon an der Universität London, hat diese Tafel aus dem sechsten vorchristlichen Jahrhundert genau analysiert, übersetzt und zu einigen anderen Keilschrifttexten von Nebukadnezar in Beziehung gesetzt. Demnach hat der König die Zwillingstürme in Babylon und Borsippa zu Ehren des Gottes Marduk vollendet, deren Auf- oder Umbau sein Vorgänger Nabopolassar begonnen hatte. Für den Wissenschaftler beweist die Stele, dass der Turm zu Babel nicht nur eine Fiktion war, sondern dass es sich um ein tatsächliches Gebäude handelt; was ein weiteres wichtiges Indiz für die historische Wahrheit der biblischen Darstellung wäre. Auf der Tafel ist eine massive pyramidenartige Stufenstruktur zu sehen und eine Inschrift, die Andrew George mit "das Haus, eine Stiftung von Himmel und Erde, Turm des Tempels von Babylon" übersetzt hat. Neben dem Turm ist der Erbauer, König Nebukadnezar II. abgebildet. Ihm werden in der Inschrift die Worte in den Mund gelegt: "Ich habe es (das Bauwerk) so vollendet, dass seine Spitze in den Himmel reicht, damit es so hell glänzt wie die Sonne". Weiter lautet die Inschrift: "Vom oberen See (Mittelmeer) bis zum unteren Meer (Persischer Golf), den weit entfernten Ländern, habe ich mobilisiert, um dieses Gebäude zu bauen".
Die Tafel ist der erste materielle Beweis für die Existenz des Turms zu Babel . Die archäologischen Fakten und die Worte aus der Bibel stimmen in überraschender Weise überein. Der Turmbaubericht ist wahr.
Lokalisierungsversuche der Ortsangaben in der Bibel
Babel oder Babylon: Die alte Hauptstadt Babyloniens lag am Euphrat, etwa 90 km südlich Bagdads im heutigen Irak. Archäologische Funde belegen ihre Größe. Eindrucksvolles Beispiel ist das Ischtar-Tor – eines der Stadttore von Babylon und die Prozessionsstraße. Das Ischtar-Tor war zur Zeit Nebukadnezars II. das nördliche Stadttor in den inneren Mauerringen des Ostteils der Stadt. Daneben gab es noch das das Marduk-Tor, das Zababa-Tor, das Urasch-Tor und ein nicht näher bezeichnetes Tor in der südlichen Stadtmauer. Doch das Ischtar-Tor war das weitaus prachtvollste. Der Torbau ist doppeltorig, er bestand aus einem etwas kleineren Nordtor, welches man zuerst durchschritt und einem großen Südtor, hinter welchem sich ein großer Platz öffnete, der schließlich zur Prozessionsstraße führte. Ersteres erstreckte sich mit seinen beiden Flankentürmen über eine Breite von 28 m und war beinahe 11 m tief, Letzteres hatte gewaltige Ausmaße: allein sein Torraum maß 14,9 × 8,05 m. Die Torbreite betrug 4,5 m.