Drei (Matthäus, Markus und Johannes) von den vier Evangelien berichten, dass Jesus von Nazaret von römischen Soldaten eine Dornenkrone aufgesetzt wurde.
Das Markus-Evangelium wurde etwa 40 Jahre, das Lukas- und das Matthäus-Evangelium etwa 60 Jahre und das Johannes-Evangelium wurde 70 bis 80 Jahre nach dem Tode Jesu geschrieben. Keines der vier Evangelien ist also von einem Zeitgenossen oder gar von einem Augenzeugen und Wegbegleiter Jesu geschrieben worden. Die Evangelien basieren auf Hörensagen. Matthäus und Lukas hatten immerhin noch eine schriftliche Vorlage: das Markus-Evangelium. Die ersten drei Evangelien stimmen deshalb bis auf wenige, aber wichtige Abweichungen weithin überein. Lukas erwähnt keine Dornenkrone.
Warum Lukas dieses wichtige Detail nicht erwähnt, wird für immer ein Geheimnis bleiben. Bei ihm heißt es in Lk 23, 11: Herodes und seine Soldaten zeigten ihm offen ihre Verachtung. Er trieb seinen Spott mit Jesus, ließ ihm ein Prunkgewand umhängen und schickte ihn so zu Pilatus zurück.
Während der Kreuzzüge gelangten viele christliche Reliquien nach Europa, darunter angeblich auch die Passionsreliquien Christi Dornenkrone , Teile des Heiligen Kreuzes sowie die Spitze der Heiligen Lanze. Das geht aus der in der Liste von Beutekunst aus der Plünderung Konstantinopels erfassten Objekte hervor, die 1204 von Teilnehmern des Vierten Kreuzzugs nach der Eroberung von Konstantinopel entwendet wurden. Ein Großteil des Beuteguts gelangte nach Venedig. Die Dornenkrone war 1063 von Jerusalem nach Konstantinopel überführt worden, weil sie mit anderen Schätzen aus der Plünderung von den lateinischen Kaisern von Konstantinopel beansprucht wurde. Sie wurde in Konstantinopel in der Kapelle der Marienkirche am Pharos im Kaiserpalast aufbewahrt. In dieser Kapelle wurden unter anderen alle relevanten Passionsreliquien, zwei größere Stücke des heiligen Kreuzes, zwei Nägel, der Schwamm, die Lanze, eine Phiole mit Christi Blut, die Dornenkrone sowie das Mandylion, ein Tuchbildnis, mit einem Gesichtsabdruck Christi aufbewahrt. Von letzterem wird behauptet, es sei mit dem Turiner Grabtuch identisch. Die Dornenkrone wurde im Jahr 1239 von Ludwig IX. von Frankreich für 135.000 livres tournois erworben und nach ihrem Eintreffen in Frankreich in der Kirche Sainte-Chapelle in einem speziell angefertigten Reliquienschrein verwahrt wurde. Während der Französischen Revolution wurde die Dornenkrone im Vatikan aufbewahrt. Dort wurde sie in zwei Teile getrennt. Der eine Teil verblieb bis heute im Vatikan. Die andere Hälfte der Dornenkronen-Reliquie lagerte nach der Revolution eine Zeit lang in der Bibliothèque Nationale und wurde unter Kaiser Napoleon der Kathedrale Notre-Dame übergeben. Während eines Brandes des Dachstuhls der Kathedrale im Jahr 2019 konnte die Dornenkrone gerettet werden und wurde zunächst ins Pariser Rathaus zur Aufbewahrung gebracht und anschließend zum vorläufigen Verbleib in den Louvre in Paris. Die dortige Dornenkrone besteht aus einem Binsenreif, in den ca. 12 Zweige eines Dornstrauchs eingeflochten sind. Um welche Pflanze es sich dabei handelt, konnte nicht eindeutig geklärt werden. Die Botaniker, die sich mit dieser Frage befasst haben, konnten sich bisher nicht einigen. Es kommen aber verschiedene Pflanzenarten infrage, die mehrere Zentimeter lange Dornen aufweisen, unter anderem die Dornige Bibernelle, der Purgier-Kreuzdorn und Weißdorn und insbesondere der Syrische Christusdorn (=Ziziphus spina-christi). Letzterer hat im Judentum, Christentum und Islam große symbolische Bedeutung. Seinen deutschen Namen Christusdorn wie auch seinen lateinischen Namen Ziziphus spina christi verdankt der Busch der Legende, dass die Dornenkrone Jesus Christus aus Zweigen von ihm geflochten wurde. Der Syrische Christusdorn hat jedenfalls im Judentum, Christentum und Islam große symbolische Bedeutung. Einige Bibelforscher vermuten deshalb auch, die Dornenkrone sei aus seinen Zweigen geflochten. Die Vermutung ist nicht ganz von der Hand zu weisen, denn diese Art Kreuzdorngewächs wächst in der Umgebung des alten Jerusalem, vor allem an der Stätte, an der Golgatha gelegen haben soll. Der syrische Christdorn ist ein drei bis fünf Meter hoher Busch, mit biegsamen Zweigen, deren Blätter an der Basis je zwei zurückgebogene Dornen tragen.
Im Jahre 1999 wurden Pollen und Abdrücke der distelähnlichen Gundelia auf dem Turiner Grabtuch entdeckt, seither wird auch diese Pflanze als Material für die Dornenkrone in Betracht gezogen.