Der Gral

Niemand weiß genau, was der heilige Gral eigentlich ist und wie er aussieht. Alle Überlieferungen beschreiben den Heiligen Gral als ein Gefäß in Form einer Schale, eines Kelchs oder eines Steines (lapis). Anfang der 1980er Jahre wurde die abstruse These aufgestellt, der Gral sei kein Gefäß, sondern ein Mensch. Maria Magdalena war demnach nach dem Tod von Jesus nach Europa geflohen. Sie war von ihm schwanger. Das gemeinsame Kind war der eigentliche Heilige Gral – und zugleich das größte Geheimnis und Tabu des Christentums. In dem Kind und allen Nachkommen soll Jesus bis heute fortleben. Im apokryphen Nikodemus-Evangelium wird der Gral, als der Kelch beschrieben, den Jesus Christus beim letzten Abendmahl mit seinen Jüngern benutzt und in dem Josef von Arimathäa das Blut Christi unter dessen Kreuz aufgefangen haben soll. Später sei er dann vor der Verfolgung durch die Römer mit dem Gral nach England geflüchtet. Diese Darstellung wirft die Frage auf, wie Josef von Arimathäa in den Besitz des Abendmahlkelchs gelangt ist , obwohl er am Abendmahl überhaupt nicht teilgenommen hat. Möglich ist aber, dass einer der Jünger ihm diesen Kelch übergeben hat.

Die älteste bekannte Gralserzählung ist der unvollendete mystisch-religiöse Perceval-Versroman (Le Conte du Graal) des französischen Dichters Chrétien de Troyes (* um 1140 ; † um 1190), der ihn für den Grafenhof von Flandern zwischen 1179 und 1191 abgefasst hat. Chrétien nannte als Quelle seiner Version der Sage ein Buch in der Bibliothek des Grafen von Flandern. Bei Chrétien ist der Gral eine mit kostbaren Edelsteinen verzierte Goldschale. Die Herkunft und Bedeutung des Grals, verbleiben bei Chrétien in mysteriösem Dunkel. Man kann mutmaßen, ob der Gral bereits vor Chrétien mit der Figur des Perceval und der Artussage verbunden war oder ob Chrétien diese Bausteine selbstständig zusammenfügte. Chrétien kannte jedenfalls die Artuslegende des britannischen Sagenkreises , die sogenannte „Matière de Bretagne. Es existiert eine enge Verbindung zwischen dem Mythos des Heiligen Grals und den verschiedenen Legenden, die sich um König Artus und die Ritter der Tafelrunde ranken. Sie bilden den Hintergrund für zahlreiche andere Legenden, wie der Geschichte des Zauberers Merlin, der Lebensgeschichte des Ritters Lancelot oder den Erzählungen von der Insel Avalon. In die deutschsprachige Literatur kommt das Thema etwa zwischen 1200 und 1210 durch Wolfram von Eschenbach und seine Übersetzungsbearbeitung von Chrétiens Roman Parzival. Ist der Gral bei Chrétien eine Goldschale, so wird er bei Wolfram als Stein oder Steingefäß bezeichnet, das den Namen lapis exillis trägt. Der Gral spendet den Gralsrittern Speise und Trank, bewirkt Verbrennen und Wiedergeburt des Phönix, schützt allein durch seinen Anblick eine Woche vor Tod und vor Alter und ist für Ungetaufte unsichtbar. Wolfram von Eschenbach beruft sich als Quelle für seinen „Ur-Parzival“ ebenfalls auf das mysteriöse Buch in der Bibliothek des Grafen von Flandern, auf das sich bereits Chrétien de Troyes berief. Als seine Hauptquelle nennt er aber einen Dichter namens „Kyot, den Provenzalen“ (wahrscheinlich Guiot de Provins, ca. 1140/50–1210). Dieser wiederum soll in Toledo ein „heidnisches“ Manuskript entdeckt und übersetzt haben, das von einem jüdischen Astronomen namens Flegetanis geschrieben worden sein soll. Im Parzival sollen Hinweise enthalten sein, die zur Auffindung des heiligen Grals führen könnten.


Eine ganz andere Gralslegende gründet sich auf die Rätsel, die sich um den Ort Rennes-le-Château in Südfrankreich und dessen Ortspfarrer Bérenger Saunière ranken, der kurz vor 1900 plötzlich reich wurde. In dem ein 1982 erschienenen populärwissenschaftlichen Buch „Der Heilige Gral und seine Erben“ der BBC-Reporter Henry Lincoln, Michael Baigent und Richard Leigh wird die These vertreten, das Saunières Reichtum von einem Fund unterhalb des Altars seiner Kirche stammt. Dieser enthielt möglicherweise nicht nur Hinweise auf einen Schatz, sondern auch verschlüsselte Schriften die bei Bekanntwerden die katholische Kirche erschüttern würden. Eine lautete nach der Dechiffrierung: A DAGOBERT II ROI ET A SION EST CE TRESOR ET IL EST LA MORT (Dieser Schatz gehört König Dagobert II. sowie Zion und er ist hier tot/ er ist der Tod). Eine andere: BERGERE PAS DE TENTATION QUE POUSSIN TENIERS GARDENT LA CLEF PAX DCLXXXI PAR LA CROIX ET CE CHEVAL DE DIEU J'ACHEVE CE DEMON DE GARDIEN MIDI POMMES BLEUES (Schäferin, keine Versuchung. Dass Poussin, Teniers den Schlüssel haben; Friede 681. Durch das Kreuz und dieses Pferd Gottes überwinde ich diesen Wächter-Dämon. Zu Mittag blaue Äpfel.) Die Schriften deuten insofern auf die Existenz einer von Jesus abstammenden Dynastie. Demnach soll die im NT erwähnte Figur der Maria Magdalena Gefährtin oder gar Ehefrau Jesu Christi gewesen sein. 


Im Philippusevangelium wird Maria Magdalena in Vers 32 als Gefährtin von Jesus geschildert: Drei Frauen waren ständig beim Herrn: seine Mutter Maria, seine Schwester und Maria Magdalena, die man ‚seine Gefährtin‘ nannte. Seine Schwester, seine Mutter und seine Gefährtin heißen Maria. In Vers 55 steht: „Und die Gefährtin Christi ist Maria Magdalena. Der Herr liebte sie mehr als alle anderen Jünger, und er küsste sie oftmals auf ihren Mund. Die übrigen Jünger […] sagten zu ihm: ‚Weshalb liebst du sie mehr als uns alle?‘“


Maria Magdalena gehörte zu den Frauen, die Christus nachfolgten und mit für seinen und der Jünger Unterhalt sorgten (Lk 8,3). Die Evangelisten beschreiben sie nicht nur als Begleiterin Jesu sondern auch als Zeugin der Kreuzigung und der Auferstehung. Die Kreuzigung betreffend berichtet Mt 27,55 f.: Eine Anzahl Frauen hatten alles aus einiger Entfernung beobachtet […] Unter ihnen waren Maria Magdalena, Maria, die Mutter des Jakobus, die Mutter Josephs und die Mutter von Jakobus und Johannes, den Söhnen des Zebedäus. Ebenso Mk 15,40: Auch einige Frauen sahen von Weitem zu, darunter Maria aus Magdala, Maria, die Mutter von Jakobus dem Kleinen und Joses, sowie Salome; Im Zusammenhang mit Jesus Begräbnis wird Joseph von Arimathia erwähnt, „ein wohlhabender Mann, der Jesus als Jünger zugetan war“. Dieser hatte von Pilatus Jesu Leichnam erbeten, legte ihn in sein eigenes neues Felsengrab, rollte einen großen Stein vor den Eingang und ging fort. Maria Magdalena und die andere Maria waren auch dort und saßen dem Grab gegenüber. Mk 15,47: „Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Josef, sahen genau, wohin Jesus gelegt wurde.“


Joh 20,1–18: 1 Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. 2 Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem anderen Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben. 3 Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; 4 sie liefen beide zusammen, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. 5 Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging jedoch nicht hinein. 6 Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen 7 und das Schweißtuch, das auf dem Haupt Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. 8 Da ging auch der andere Jünger, der als Erster an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. 9 Denn sie hatten noch nicht die Schrift verstanden, dass er von den Toten auferstehen müsse. 10 Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück. 11 Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. 12 Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. 13 Diese sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben. 14 Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. 15 Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast! Dann will ich ihn holen. 16 Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und sagte auf Hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister. 17 Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott. 18 Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.


Magdalena soll nach Jesu Kreuzestod gemeinsam mit Josef von Arimathäa nach Frankreich geflohen und dabei von Jesus schwanger gewesen sei. In dem aus dieser Verbindung entstandenen Kind und seinen Nachfahren lebe Jesus Christus und sein Blut bis heute fort. Damit soll eine verwandtschaftliche Verbindung des merowingischen Königshauses mit dem Haus David bzw. Jesus belegt sein. Die Ermordung des merowingischen Königs Dagobert II. im Jahr 679 n. Chr. und die Machtergreifung der Karolinger war angeblich ein abgekartetes Spiel der katholischen Kirche, die auf diese Weise nach der Macht in Europa gegriffen habe. Eine Geheimgesellschaft namens c, die auf die Zeit des Ersten Kreuzzuges zurückgeht, sollte die Nachkommen der Merowinger wieder auf die Throne in Europa und Jerusalem zurückzubringen, da sie die einzige legitime Dynastie darstellen würden. Die Tempelritter waren der militärische (und wirtschaftliche) Arm de Magdalena soll nach Jesu Kreuzestod gemeinsam mit Josef von Arimathäa nach Frankreich geflohen und dabei von Jesus schwanger gewesen sei. In dem aus dieser Verbindung entstandenen Kind und seinen Nachfahren lebe Jesus Christus und sein Blut bis heute fort. Damit soll eine verwandtschaftliche Verbindung des merowingischen Königshauses mit dem Haus David bzw. Jesus belegt sein. Die Ermordung des merowingischen Königs Dagobert II. im Jahr 679 n. Chr. und die Machtergreifung der Karolinger war angeblich ein abgekartetes Spiel der katholischen Kirche, die auf diese Weise nach der Macht in Europa gegriffen habe. Eine Geheimgesellschaft namens Prieuré de Sion, die auf die Zeit des Ersten Kreuzzuges zurückgeht, sollte die Nachkommen der Merowinger wieder auf die Throne in Europa und Jerusalem zurückzubringen, da sie die einzige legitime Dynastie darstellen würden. Die Tempelritter waren der militärische (und wirtschaftliche) Arm der Prieuré de Sion. Leonardo da Vinci, Isaac Newton und Victor Hugo sollen zu ihren geheimen Mitgliedern gezählt haben. Auf den meisten Gemälden, die das letzte Abendmahl zum Motiv haben, ist ein Kelch vor Jesus Christus zu sehen. Vielleicht der Heilige Gral? Auch Leonardo da Vinci hat das letzte Abendmahl gemalt. Auf seinem berühmten Gemälde ist jedoch kein Kelch zu sehen. Warum nicht? Leonardo da Vinci liebte es in seinen Werken verschlüsselte Botschaften zu verstecken. Der amerikanische Autor Dan Brown präsentiert in seinem Roman "Sakrileg" eine bemerkenswerte Theorie. Der Roman basiert auf dem pseudowissenschaftlichen Buch „Der Heilige Gral und seine Erben“ (1982) der Autoren Henry Lincoln, Michael Baigent und Richard Leigh. Brown behauptet, die weiblich aussehende Figur links neben Christus sei nicht der Apostel Johannes, sondern Maria Magdalena. Diese sei Jesu Ehefrau und die Mutter seiner Tochter Sarah gewesen. Ihr Leib, der Jesu Nachkommenschaft getragen habe, sei der legendäre Heilige Gral, wie man in Leonardo da Vincis kodiertem Gemälde „Das Abendmahl“ sehen könne. Die Gebeine Maria Magdalenas und die geheimen Dokumente, die die wirkliche Geschichte des Grals erzählten, seien auf dem Tempelberg gefunden worden, als Jerusalem im ersten Kreuzzug erobert wurde. Diese „Wahrheit“ über Christus und Maria Magdalena sei durch die Geheimgesellschaft namens Prieuré de Sion am Leben erhalten worden, die später den Templerorden gegründet habe. Leonardo da Vinci wird nachgesagt, dort eine hohe Position bekleidet zu haben.


Wolfram von Eschenbach bezeichnet die Gralsritter in seinem Parzival als „Templeisen“, woraus die Schlussfolgerung abgeleitet wurde, dass die Templer eine Zeit lang im Besitz und Hüter des Heiligen Grals gewesen sein könnten. Der Gral sei 1244 bei der Einnahme von Montségur, der Festung der Katharer, in den Besitz der Templer gelangt und in einer unzugänglichen Burg, der sogenannten Gralsburg , von Gralskönig und Gralsrittern bewacht. Nach der Gralsburg wurde immer wieder gesucht. Es gibt mehrere Theorien über ihren Standort.


Eine nennt die Umgebung von Glastonbury im Südwesten Englands, wo in der dortigen Abtei noch heute zur Weihnachtszeit ein wundersamer Dornenstrauch blühen soll und wo angeblich 1190 die sterblichen Überreste von König Artus und seiner Gemahlin Guinevere entdeckt wurden. Am Fuß des Glastonbury Tors befindet sich der Chalice Well (Kelchbrunnen), der bis heute nie versiegt ist. Angeblich, weil einst der Heilige Gral in ihm versteckt wurde. Hier soll Joseph von Arimathia die erste Kirche Europas erbaut haben. Laut dem Neuen Testament wurde Josef zum Jünger Jesu. Aus Furcht vor seinen Mitbürgern hielt er dies aber geheim (Joh 19,38). Nach der Kreuzigung Jesu bat er den römischen Statthalter Pontius Pilatus um den Körper Jesu, um ihn in sein eigentlich für sich selbst bestimmtes Felsengrab zu legen, das er bereits vorsorglich für sich ausgesucht hatte. Es lag in der Nähe der Kreuzigungsstätte Golgatha, hier wurde Jesus beigesetzt, von wo er am dritten Tag nach seinem Tod auferstand. Nach der Legende sammelte Josef von Arimathäa bei der Kreuzigung das Blut Christi in einem Kelch. Das Blut stammte aus der Seitenwunde, die der römische Hauptmann Longinus Jesus mit der Heiligen Lanze zugefügt hatte. Dazu verwendete Josef den Kelch vom letzten Abendmahl, auch bekannt als der Heilige Gral. Die weitere Geschichte des Joseph von Arimathia ist im Nikodemusevangelium zu lesen. Als der Leichnam Jesu nach der Auferstehung aus dem Grab verschwunden war, wurde Josef von Arimathäa verhaftet und des Raubes des Leichnams beschuldigt. Er wurde zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt. Im Kerker erschien ihm Christus, übergab ihm den Kelch des Abendmahls und bestimmte ihn zum Hüter. Josef von Arimathäa soll nur wegen der Kraft des Kelches den Kerker überlebt haben. Jeden Tag soll eine Taube gekommen sein und ein Stück Brot darauf gelegt haben. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis soll er seiner Heimat den Rücken gekehrt haben. Er habe den Gral nach England gebracht und dort eine Kapelle in Glastonbury in Somerset, errichtet haben. Die Kapelle brannte 1184 ab und wurde durch den Bau der Abtei von Glastonbury ersetzt. Heinrich VIII. zerstörte diese Abtei im Jahre 1539. Seither sind nur noch Ruinen erhalten geblieben. Die Legende berichtet ferner, dass Josef von Arimathäa bei seiner Ankunft in Glastonbury seinen Wanderstab in die Erde gesteckt habe. Dieser trieb aus und es wuchs ein Dornbusch daraus, der jahrhundertelang in der kleinen Kirche zweimal im Jahr, zur Weihnachts- und zur Osterzeit, geblüht haben. Die Legende berichtet auch, dass Josef den aus Jerusalem mitgebrachten Gral am Fuße des Glastonbury Tor vergraben haben soll. An dieser Stelle sei dann die eisenhaltige Quelle Chalice Well („Quelle des Kelches“) entstanden; die rötliche Farbe des Wassers wird mit dem Blut Christi in Verbindung gebracht. Doch wie kam Joseph von Arimathia in den Besitz des Abendmahlkelches, mit dem er angeblich das Blut Christi unter dessen Kreuz aufgefangen haben soll?  In dem von dem französischen Dichter Robert de Boron stammenden Werk Joseph d'Arimathie, (= das erste Werk, das den Gral als den Abendmahlskelch festlegt) wird behauptet, dass Joseph von Arimathäa von Christus besucht wird und von ihm einen Gegenstand, den Abenmahlkelch überreicht bekommt. Textkritische Untersuchungen an diesem Werk zeigen, dass es auf den Acta Pilati (übersetzt Pilatusakten) seit dem MitteIalter oft auch als Nikodemusevangelium bezeichnet, basiert. Die Schrift beschreibt akribisch den Prozess und die Kreuzigung Jesu (Pilatusakten) sowie die Gefangennahme und Befreiung des Joseph von Arimathäa. Die Stelle, wo Joseph von Arimathia von Christus einen Gegenstand überreicht bekommt, ist in beiden Werken mit ähnlichen Worten wiedergegeben, mit dem Unterschied, dass der Gegenstand in den Acta Pilati ein leinenes Grabtuch und im Joseph d'Arimathie der Abendmahlskelch ist.


Die Geschichte des Heiligen Grals führt auch nach Spanien. Einer der ältesten Gegenstände, der für den Gral infrage kommen könnte, ist der Becher "Santo Caliz" in der Kathedrale von Valencia in Spanien. Er wurde schon 1134 erstmals in Urkunden erwähnt. Ein Spanier namens Laurentius (Lorenzo) war Mitte des 3. Jahrhunderts nach Christus einer der Diakone unter Papst Sixtus II. in Rom, wohin der Kelch der Überlieferung nach vom heiligen Petrus gebracht worden war. Angesichts der Verfolgung der Christen und ihrer Heiligtümer durch den römischen Kaiser Valerius ließ Lorenzo die Reliquie, die auch von materiellem Wert war, in Sicherheit bringen. Der denkbar sicherste Ort war für ihn vermutlich – seine Heimat Huesca in Aragón im Norden Spaniens. Gesichert ist jedenfalls, dass der Achatkelch seit dem 12. Jahrhundert im Kloster von San Juan de la Peña nördlich von Huesca als Reliquie verehrt wurde. Dies ist in den Klosterurkunden, deren älteste aus dem Jahre 1134 stammt, belegt. Das Kellergeschoss im Felsenkloster entspricht genau der Beschreibung der Örtlichkeiten im Parzival. Der Gral sein in das Kloster gebracht worden, nachdem er zwischendurch – auch zum Schutz während der Herrschaft der Mauren – unter anderem in einer Höhle der Pyrenäen, aber auch in der Kathedrale von Jaca versteckt worden war. Doch auf Wunsch von Rom trat der Achatkelch 1399 von San Juan de la Peña aus zunächst den Weg nach Zaragoza an, dann nach Barcelona und schließlich nach Valencia, wo er nun seit 1437 im Besitz der Kathedrale ist.

 Experten datieren den mörserförmigen Steinbecher in das 1. Jahrhundert vor Christus. Der deutsche Historiker und Autor Dr. Michael Hesemann bekannt durch diverse Publikationen über UFOs und angebliche Begegnungen mit Außerirdischen, vertritt die Hypothese, der in Valencia aufbewahrte Kelch sei der Abendmahlskelch Jesu, der in frühchristlicher Zeit von den Christen in Rom aufbewahrt wurde und von dort nach Spanien gelangte. In den römischen Katakomben findet sich tatsächlich ein altes Wandgemälde, das das letzte Abendmahl zeigt. Auf ihm ist auch ein Kelch abgebildet, der so aussieht wie der obere Teil des Santo Cáliz. Und last, not least, befindet sich im Speisesaal des Real Colegio Seminario de Corpus Christi (Kollegium des Patriarchen) in Valencia ein Wandfresko aus dem Jahr 1599, auf dem das letzte Abendmahl Jesu Christi mit seinen Jüngern abgebildet ist. Vor Jesus steht ein Kelch, der genauso aussieht wie der Santo Cáliz.

Einer anderen Theorie nach soll der in der Basilika San Isidoro in der nordspanischen Stadt León ausgestellte Kelch der Doña Urraca, nach Untersuchungen der Historiker Margarita Torres und José Miguel Ortega del Rio der echte Gral sei. Er soll vor seiner Verbringung nach Spanien über einen Zeitraum von siebenhundert Jahren in der Grabeskirche in Jerusalem aufbewahrt worden sein. Der Pilger Antoninus von Piacenza (570 n. Chr.) sagte in seinen Beschreibungen der heiligen Stätten Jerusalems, er habe „den Kelch aus Onyx, den unser Herr beim letzten Abendmahl gesegnet hat“, unter vielen Reliquien, die in der von Konstantin in der Nähe errichteten Basilika ausgestellt waren, selber gesehen. Die Achatschale im oberen Teil des Kelches, welche im Zeitraum zwischen 200 vor und 100 nach unserer Zeitrechnung entstanden sei, sei in Jerusalem als Trinkgefäß des Jesus verehrt worden. Dort sei sie gestohlen worden und zunächst nach Kairo gekommen. In der Folgezeit sei sie ausgeschmückt und zum heutigen Kelch erweitert worden. Ein Emir im seinerzeit islamischen Teil Spaniens habe sie erhalten, weil er Ägypten während einer Hungersnot geholfen habe. Schließlich habe König Fernando I. von León (1018-1065) den Kelch als Friedensgabe eines muslimischen Fürsten entgegengenommen. Er soll ihn seiner Tochter Urraca geschenkt haben.  All dies hätten Untersuchungen zweier ägyptischer Pergamente aus dem Mittelalter ergeben, welche 2011 entdeckt und ausgewertet wurden. . Entscheidend für die Identifizierung sei, dass ein Stück des Bechers abgesplittert ist, ähnlich wie im Pergament beschrieben. Der Kelch ist offenbar antik. Er könnte zwischen 200 vor und 100 nach Christus hergestellt worden sein, würde so aus der Zeit Jesu stammen.

Weitere Theorien nennen als ehemaligen Aufbewahrungsort des Heiligen Grals, Winchester Castle in Südengland, St. Michael's Mount in Cornwall oder Montségur in den französischen Pyrenäen, die letzte Festung der Katharer-Ritter. 1243 wurde die Festung Montségur durch Soldaten sowie Kreuzritter des Erzbischofs von Narbonne im Albigenserkreuzzug belagert. Die Belagerten mussten im Frühjahr 1244 nach zehn Monaten Widerstand aufgrund von Nahrungsmangel und militärischen Niederlagen in Übergabeverhandlungen eintreten. Die Bewohner der Burg wurden vor die Wahl gestellt, entweder ihrem Glauben abzuschwören oder auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden. Am 16. März 1244 wurde die Burg nach einem Waffenstillstand von zwei Wochen an die Belagerer übergeben. 225 Katharer unter ihrem Bischof Bertrand Marty wurden verbrannt, weil sie die geforderte Unterwerfung unter den katholischen Glauben verweigerten. Nach Otto Rahn einem deutschen Schriftsteller, der sich mit der Gralslegende beschäftigte, haben einige Katharer aus der belagerten Zitadelle entfliehen und dabei „den Schatz der Katharer“, den Heiligen Gral, retten können. Aus seinen Recherchen in den Archiven von Montségur (Ariège) hatte Rahn zuvor geschlossen, dass er die Gralsburg gefunden habe. Er behauptete, dass Montségur mit der Gralsburg Montsalvatge (Montsalvatsch) aus Wolframs Parzival identisch sei. Einige Katharer konnten tatsächlich auf die Burg Puilaurens flüchten. Die Burg lag außerhalb des Gebietes, das von den Kreuzrittern während des Albigenserkreuzzugs verwüstet wurde.

Für alle Theorien über den Gral fehlt letztlich aber der wissenschaftliche Beweis. Was der Gral genau ist und wie er aussieht, wird wahrscheinlich nie geklärt werden. Das Geheimnis um den heiligen Gral wird wohl weiterhin ungelöst bleiben.

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