Wer war Jesus?

Lk 2, 10-12:  10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der HERR, in der Stadt Davids. 12 Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. 


Mt 2, 1-11: 1 Da Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: 2 Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten. 3 Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, 4 und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. 5 Und sie sagten ihm: Zu Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten: 6 »Und du, Bethlehem im Lande Juda, bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten Judas; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.« 7 Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, 8 und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr’s findet, so sagt mir’s wieder, dass auch ich komme und es anbete. 9 Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern von Betlehem den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. 10 Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut 11 und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Hat Jesus wirklich gelebt? Gibt es dafür Beweise? Obwohl Jesus bereits vor 2.000 Jahren starb, gibt es viele historische Belege für den Mann, der Christus genannt und am Kreuz hingerichtet wurde.


In der Bibel wird die Geburt Jesu mehrmals angekündigt. So durch Jesaja, den ersten großen Schriftpropheten der hebräischen Bibel. Er lebte zwischen 740 und 701 v. Chr. im damaligen Südreich Juda und kündigte erstmals einen zukünftigen Messias als gerechten Richter und Retter der Armen an. Jes 7,14: Darum wird euch der Herr von sich aus ein Zeichen geben: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben. Und Jes 9,5-6: Denn uns ist ein Kind geboren, / ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; / man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, / Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens. Seine Herrschaft ist groß / und der Friede hat kein Ende. Auf dem Thron Davids herrscht er über sein Reich; / er festigt und stützt es durch Recht und Gerechtigkeit, / jetzt und für alle Zeiten. Der leidenschaftliche Eifer des Herrn der Heere / wird das vollbringen.


Oder Micha aus Moreschet weiterer der ersten Schriftpropheten im Tanach. Seine nach ihm benannte Schrift gehört zum Zwölfprophetenbuch. Er war also ein Zeitgenosse von Jesaja, Amos und Hosea. Mi 5,1: Aber du, Betlehem-Efrata, / so klein unter den Gauen Judas, aus dir wird mir einer hervorgehen, / der über Israel herrschen soll. Sein Ursprung liegt in ferner Vorzeit, / in längst vergangenen Tagen. Oder Nephi (um 600 v. Chr.) der erste Prophet der Nephiten: 1 Nephi 11:18-21: Und er sprach zu mir: Siehe, die Jungfrau, die du siehst, ist die Mutter des Sohnes Gottes nach der Weise des Fleisches. Und es begab sich: Ich sah, dass sie im Geist entrückt wurde, und nachdem sie eine Zeit lang im Geist entrückt gewesen war, sprach der Engel zu mir, nämlich: Schau! Und ich schaute und sah wieder die Jungfrau, und sie trug auf den Armen ein Kind. Und der Engel sprach zu mir: Sieh das Lamm Gottes, ja, selbst den Sohn des ewigen Vaters! Kennst du die Bedeutung des Baumes, den dein Vater gesehen hat?  Oder der nephitische Prophet Alma im Buch Mormon: Alma 7:9,10: Aber siehe, der Geist hat mir so viel gesagt, nämlich: Rufe diesem Volk zu, nämlich: kehrt um, und bereitet den Weg des Herrn, und wandelt auf seinen Pfaden, die gerade sind; denn siehe, das Himmelreich ist nahe, und der Sohn Gottes kommt auf den Erdboden.  Und siehe, er wird von Maria zu Jerusalem geboren werden, das das Land unserer Vorväter ist; und sie ist eine Jungfrau, ein kostbares und erwähltes Gefäß, und sie wird überschattet werden und durch die Macht des Heiligen Geistes empfangen und einen Sohn zur Welt bringen, ja, selbst den Sohn Gottes.


Die wichtigsten Berichte sind aber die seiner Nachfolger, die Evangelien von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Sie erzählen relativ ausführlich von Jesus, seinem Leben und Sterben. In den Evangelien gibt es eine Übereinstimmung bei zentralen Inhalten, aber deutliche Unterschiede in vielen Details. Gerade dies unterstreicht für Historiker ihre Glaubwürdigkeit als Quellen.


Wer war Jesus eigentlich?  Wo wurde er geboren? Welche Wunder hat er vollbracht? Wie ist er gestorben? Was bedeutet die Wiederkunft Christi? Hatte Jesus Geschwister? Der jüdische Historiker Flavius Joseph (* 37/38 n. Chr. in Jerusalem) schreibt in seinem Werk Testimonium Flavianumus, Ant 18, 63–64:  „Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch, wenn man ihn überhaupt einen Mann nennen darf. Er war nämlich der Vollbringer ganz unglaublicher Taten und der Lehrer aller Menschen, die mit Freuden die Wahrheit aufnahmen. So zog er viele Juden und auch viele Heiden an sich. Dieser war der Christus. Und obgleich ihn Pilatus auf Betreiben der Vornehmen unseres Volkes zum Kreuzestod verurteilte, wurden doch seine früheren Anhänger ihm nicht untreu. Denn er erschien ihnen am dritten Tage wieder lebend, wie gottgesandte Propheten dies und tausend andere wunderbare Dinge von ihm vorher verkündet hatten. Und noch bis auf den heutigen Tag, besteht das Volk der Christen, die sich nach ihm nennen, fort.“


Jesu wahre Identität wird jedoch mit dem Messiasbekenntnis des Petrus offengelegt: Mk 8,27-30: Jesus ging mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Unterwegs fragte er die Jünger: Für wen halten mich die Menschen? Sie sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für sonst einen von den Propheten. Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Messias! Doch er verbot ihnen, mit jemand über ihn zu sprechen.


2002 entzifferte ein französischer Archäologe die Inschrift eines Knochensarges aus Jesus' Zeiten. Sie lautete: "Jakobus, Sohn von Joseph, Bruder Jesu". Ob mit Bruder Jesu tatsächlich Jesus von Nazareth gemeint war, ist unter Wissenschaftlern aber umstritten. Nach der katholischen Lehre hatte Jesus keine leiblichen Geschwister beziehungsweise Maria seine Mutter, keine anderen Kinder.  In der Bibel selbst ist aber von vier Brüdern und sogar Schwestern die Rede. Mk 6,3: Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon? Leben nicht seine Schwestern hier unter uns? Und sie nahmen Anstoß an ihm und lehnten ihn ab. Mt 13,55- 56: Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria und sind nicht Jakobus, Josef, Simon und Judas seine Brüder? Leben nicht alle seine Schwestern unter uns?  Die Bibel redet also von Brüdern Jesu, die christliche Lehre der Jungfräulichkeit von Maria lässt aber keine Geschwister Jesu zu.  Der Erzengel Gabriel erschien Maria und verkündete ihr, dass sie ein Kind bekommen wird, ohne mit einem Mann zusammen gewesen zu sein (unbefleckte Empfängnis. Er erklärte Maria, dass der heilige Geist über sie kommen werde. Ihr Kind sei heilig, denn es sei Gottes Sohn. Die Geschwister Jesu sind also entweder Kinder von Josef aus erster Ehe (also Stiefbrüder) oder Kinder von Verwandten von Maria. Einen Beleg für  erstere These findet sich im )apokryphe Protevangelium des Jakobus aus dem 2. Jahrhundert.  Die frühchristliche Schrift schildert nicht das Leben Jesu Christi, sondern erzählt ausführlich von der Herkunft Marias, der Mutter Jesu. Geschildert wird die Geburt Marias als Tochter von Anna und Joachim, ihre Jugend als Tempeljungfrau in der Obhut der Priester im Jerusalemer Tempel und ihre Übergabe an Josef. Danach war Josef vor seiner Verlobung mit Maria ein Witwer mit Kindern. Bekräftigt wird auch nochmal die Jungfräulichkeit Marias auch während der Geburt Jesu.


Jesus soll aber verheiratet gewesen sein. Das behauptet ein rund 1500 Jahre altes Papyrus, das seit 1847 im Besitz des British Museum war und vor rund 20 Jahren an die British Library, die Nationalbibliothek des Vereinigten Königreichs übergeben wurde Demnach habe Jesus Maria Magdalena geheiratet.  Die Evangelisten erwähnen sie als Begleiterin Jesu und Zeugin seiner Kreuzigung und Auferstehung. Außerdem habe das Paar zwei Söhne gezeugt, Manasseh und Ephraim.  In dem Papyrus steht „Jesus sagte zu ihnen, meine Frau. Für weitere Informationen klicken sie hier: Rennes de Chateau.


Nach dem Protevangelium (Vorevangelium) ist die biblische Verfluchung der Schlange die erste Weissagung über den Messias: Gen 3,15: Feindschaft setze ich zwischen dich und die Frau, zwischen deinen Nachwuchs und ihren Nachwuchs. Er trifft dich am Kopf und du triffst ihn an der Ferse. Einer der bedeutendsten Theologen des 2. Jahrhunderts Irenäus von Lyon (* um 135; † um 200), Bischof in Lugdunum (Gallien) bezog diese Weissagung auf Christus bzw. Maria: „Er wurde von Maria geboren“. Demnach stehe die Nachkommenschaft der Frau (Eva) in stetem Kampf mit der Nachkommenschaft der Schlange (Satan), bis der bestimmte als Sohn der Jungfrau gedeutete Nachkomme die Schlange vernichten und ihr Haupt zertreten werde. Die allegorische Auslegung von Gen 3,15 auf den kommenden Messias und somit auf Jesus Christus wird von der Bibelforschung aber größtenteils abgelehnt. Dennoch bleibt sie überlieferungsgeschichtlich wirksam. Insbesondere der zweite Teil des Verses, der in enger Verbindung steht mit Jesaja 53 Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen, / wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, / durch seine Wunden sind wir geheilt, stehen soll, dass der Nachkomme' einen tödlichen Preis für seinen Sieg über die Schlange zahlen muss, ist ein deutlicher Verweis auf den Tod von Jesus Christus am Kreuz von Golgatha zur Sühne der Menschen.


Im Koran ist Jesus Sohn der Maria (Sure 2, Vers 87): „Und wir haben Jesus, dem Sohn der Maria, die klaren Beweise gegeben und ihn mit dem Heiligen Geist gestärkt.“ Jesus ist das Ergebnis eines schöpferischen Aktes Gottes, entstanden durch das Wort „sei!“ (Sure 3,47). Die jungfräuliche Geburt Jesu ohne einen biologischen Vater, ist auch aus islamischer Sicht ein Wunder. Maria wurde durch die Macht Gottes schwanger. Jesus ist nicht der Sohn Gottes. (Sure 4, Vers 171): "Christus Jesus, der Sohn der Maria, ist nur der Gesandte Gottes". Nach dem Islam ist Jesus auch nicht am Kreuz gestorben, sondern Gott hat ihn lebend zu sich erhoben. Die Interpretation des islamischen Textes versteht daher seine Wiederkehr am Tag der Auferstehung in Menschengestalt. Mit einer Lanze in der Hand wird er dabei den al-Masih ad-daddschal (falschen Messias) töten. Die Gestalt des Daddschāl ist vergleichbar mit dem Gegenspieler von Jesu Christi vor dessen Wiederkunft, dem Antichristen. Einige Islamgelehrte interpretieren den islamischen Text in der Form, dass Jesu nur scheinbar gekreuzigt wurde und nur zum Schein den Kreuzestod starb (Sure 4:157). Jesus selbst wird stattdessen zu Gott erhoben. Diese Idee entspricht der christlich-doketischen Vorstellung, wonach das eigentliche (göttliche) Wesen nicht getötet werden kann, selbst wenn auch der Körper vernichtet wird. Andere Islamgelehrte interpretieren den islamischen Text wiederum so, dass anstelle von Jesus eine andere Person gekreuzigt worden sei. Diese Person sah Jesus täuschend ähnlich (Sure 4:157-158). Dies ist die heute am weitesten unter Muslimen verbreitete Interpretation der betreffenden Koranverse: Und (weil sie) sagten: ‚Wir haben Christus Jesus, den Sohn der Maria und Gesandten Gottes getötet.‘ – Aber sie haben ihn (in Wirklichkeit) nicht getötet und (auch) nicht gekreuzigt. Vielmehr erschien ihnen (ein anderer) ähnlich, (sodass sie ihn mit Jesus verwechselten und töteten). Und diejenigen, die über ihn (oder darüber) uneins sind, sind im Zweifel über ihn (oder: darüber). Sie haben kein Wissen über ihn (oder: darüber), gehen viel mehr Vermutungen nach. Und sie haben ihn nicht mit Gewissheit getötet (d.h. sie können nicht mit Gewissheit sagen, dass sie ihn getötet haben). // Nein, Gott hat ihn zu sich (in den Himmel) erhoben. Auch die islamische Gemeinschaft der Ahmadiyya vertritt die Auffassung, dass Jesus gekreuzigt wurde, aber nicht am Kreuz gestorben ist. Nach Ghulam Ahmad, dem Begründer der Ahmadiyya-Bewegung, ist Jesus in einem bewusstlosen Zustand, aber noch lebend vom Kreuz genommen worden. Dies sei ihm durch Gott mitgeteilt worden. Drei Tage soll Jesus im Grab dann von seinen Jüngern gepflegt worden sein, worauf er auf natürliche Weise das Grab verließ, nach Indien auswanderte und viele Jahre weiterlebte. Das Grab Jesus soll sich heute im Rozabal-Schrein in Srinagar (Kaschmir) befinden. Jesus wird mit der Figur des Yuz Asaf, einem Heiligen im nordindischen Srinagar, identifiziert. Der Ort der Kreuzigung Jesu, (Golgatha (= Golgota, Mt 27,33 -  dt. Schädelhöhe), sei gleichbedeutend mit Srinagar (Sir, Hindi = Schädel; Nagar = Stätte; Ort des Grabes von Yuz Asaf). Srinagar sei zur Zeit Jesu im Einklang mit der Erinnerung an dessen Kreuzigung gegründet worden. Die Stadt wurde tatsächlich um die christliche Zeitenwende durch König Pravarasena (*284) gegründet.


Neue medizinische Erkenntnisse könnten diese Auffassung bestätigen. Der renommierte deutsche Historiker Johannes Fried schreibt in seinem Buch "Kein Tod auf Golgatha", dass der vermeintlich tödliche Lanzenstoß eines römischen Soldaten Jesus nicht getötet, sondern ihn vor einem Ersticken bewahrt hat. Seine These lautet, dass Jesus unter Kohlendioxidnarkose stand, sodass man ihn für tot hielt, als man ihn vom Kreuz abnahm. Er war aber nicht tot. Laut dem Johannes-Evangelium hing Jesus maximal sechs Stunden am Kreuz, bevor er abgenommen wurde. Das ist eine relativ kurze Zeit, da der Sterbeprozess bei einer Kreuzigung in der Regel mehrere Tage dauert. Um sicherzugehen, dass Jesus tatsächlich tot ist, versetzte ihm ein Soldat mit der Lanze einen Stich in die Pleura (Rippenfell), woraufhin Blut und Wasser aus der Wunde flossen. Diese Flüssigkeiten sammeln sich in einem ganz bestimmten Bereich des Brustkorbes, im sogenannten Pleuraspalt, der zwischen dem Rippen- und dem Lungenfell liegt. In diesen Spalt hinein dehnt sich die Lunge beim Atmen aus. Wenn dort aber Flüssigkeit eindringt und der Spalt nicht mehr unter Unterdruck steht, werden die Lungenflügel zusammengedrückt, sodass der Betroffene nicht mehr in ausreichendem Maße das Kohlendioxid ausatmen kann. Er fällt in eine Art CO₂-Narkose, und wenn diese länger anhält, erstickt er. Die Narkose wirkt auf andere so, als sei der Betroffene tot. Auch Jesus wäre erstickt, doch durch den Lanzenstich kam es zu einer Entlastungspunktion und der Pleuraerguss konnte abfließen. Dadurch war wieder normales Atmen möglich und Jesus hat überlebt. Wäre der Lanzenstich ins Herz gegangen, hätte das zum sofortigen Tod geführt. Der Soldat wollte Jesus aber nicht töten, sondern überprüfen, ob er noch lebte. Deshalb stach er in die rechte Brustseite, nicht in die Herzseite. Alle vier Evangelien stimmen darin überein, dass die Kreuzigung zur Zeit des Passahfestes (Mitte März bis Mitte April) stattfand, und alle vier Evangelien stimmen darin überein, dass Jesus wenige Stunden vor Beginn des jüdischen Sabbats gestorben ist. Der Sabbat beginnt wie alle jüdischen Feste am Vorabend, da die Tage im jüdischen Kalender abends beginnen und am Abend enden. D. h. Jesus starb vor Sonnenuntergang an einem Freitag. Dem gregorianischen Kalender nach könnte das der 7. April im Jahr 30 oder der 3. April des Jahres 33 gewesen sein. Drei Evangelien, mit Ausnahme des Johannes-Evangeliums, erzählen auch, dass am ersten Tag des Passahfestes während der Kreuzigung eine Finsternis eintrat. Diese habe von Mittag bis drei Uhr nachmittags gedauert. Wenn die Zeitangabe stimmt, kann es sich um keine Sonnenfinsternis gehandelt haben. Eine totale Sonnenfinsternis dauert maximal bis zu 7 Minuten. Einige Forscher meinen daher, dass die Verdunklung der Sonne durch einen Chamsin verursacht worden sei, das ist ein Sandsturm, der in den Monaten März, April und Mai im Nahen Osten auftreten kann und der in der Regel mehrere Stunden anhält.


  • Mt 27, 45: Aber von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde.
  • Mk 15, 33: Und in der sechsten Stunde kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde
  • Lk 23, 44–45: Und es war schon um die sechste Stunde; und es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde, 45, weil die Sonne aufhörte [zu scheinen]; der Vorhang des Tempels aber riss mitten entzwei.


Der Apostel Matthäus schreibt im Kap. 27, 51: Da riss der Vorhang im Tempel von oben bis unten entzwei. Die Erde bebte und die Felsen spalteten sich. Die anderen Evangelien erzählen nur vom Zerreißen des Tempelvorhangs. Moderne Bibelforscher deuten die Beschreibung des Matthäus als Erdbeben. Das Erdbeben muss während der Kreuzigung passiert sein. So steht es jedenfalls bei Mt 27,54: Als der Hauptmann und die Männer, die mit ihm zusammen Jesus bewachten, das Erdbeben bemerkten und sahen, was geschah, erschraken sie sehr und sagten: Wahrhaftig, das war Gottes Sohn!  Entsprechende Ablagerungen in Gesteinen in der Nähe von Jerusalem deuten darauf hin, dass es in den Jahren 31 vor Christus und in den Jahren 26 und 36 nach Christus jeweils zwei schwere Erdbeben gab. Aufgrund der geologischen Untersuchungsergebnisse, weiterer astronomischer Daten und unter Heranziehung des jüdischen und gregorianischen Kalenders herrscht mittlerweile Einigkeit darüber, dass Jesus zwischen 30 und 36 n. Chr. gekreuzigt wurde.
 

Rätselhaft ist, dass Jesus von keinem seiner Jünger vom Kreuz genommen wurde, sondern merkwürdigerweise von zwei bis dahin relativ unbekannten Persönlichkeiten, nämlich Josef von Arimathäa und Nikodemus. Ersterer wurde zum Jünger Jesu. Aus Furcht vor den Juden hielt er dies jedoch geheim. Nach der Kreuzigung Jesu bat er den römischen Statthalter Pontius Pilatus um den Körper, um ihn in sein eigentlich für sich selbst bestimmtes Felsengrab zu legen. Letzterer wird als Sympathisant Jesu gesehen, der jedoch aus Angst um seine soziale Stellung im Judentum dies geheim hielt.


Joh 19,38–40: Josef aus Arimathäa war ein Jünger Jesu, aber aus Furcht vor den Juden nur heimlich. Er bat Pilatus, den Leichnam Jesu abnehmen zu dürfen, und Pilatus erlaubte es. Also kam er und nahm den Leichnam ab. Es kam auch Nikodemus, der früher einmal Jesus bei Nacht aufgesucht hatte. Er brachte eine Mischung aus Myrrhe und Aloe, etwa hundert Pfund. Sie nahmen den Leichnam Jesu und umwickelten ihn mit Leinenbinden, zusammen mit den wohlriechenden Salben, wie es beim jüdischen Begräbnis Sitte ist. Mk 15,46: Josef kaufte ein Leinentuch, nahm Jesus vom Kreuz, wickelte ihn in das Tuch und legte ihn in ein Grab, das in einen Felsen gehauen war. Dann wälzte er einen Stein vor den Eingang des Grabes. Lk 23,50–56:  Damals gehörte zu den Mitgliedern des Hohen Rates ein Mann namens Josef, der aus der jüdischen Stadt Arimathäa stammte. Er ging zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. Und er nahm ihn vom Kreuz, hüllte ihn in ein Leinentuch und legte ihn in ein Felsengrab, in dem noch niemand bestattet worden war.


Um neutestamentliche Angaben zu Jesus spekulativ zu ergänzen, umzudeuten und durch ein anderes Jesusbild zu ersetzen, werden oft die Essener oder Essäer, eine nur literarisch belegte mystische religiöse Gruppe im antiken Judentum  herangezogen. Die hierzu behaupteten Theorien betreffen zum einen Jesu Herkunft, die als nichtjüdische bezeichnet wird, zum anderen seine Kreuzigung, die als Scheintod erwiesen werden soll. Die Essener seien ein besonders heilkundiger jüdischer Geheimbund gewesen. Jesus sei bei ihnen aufgewachsen und in seiner Jugend von ihnen zum Heiler ausgebildet worden. Mit ihrer überlegenen Heilkunst habe er die scheinbaren Wunder vollbracht und die Kreuzigung überlebt. Diese Theorie wurde vom evangelischen Theologen Karl Heinrich Georg Venturini vertreten. Der deutsche Professor für Philosophie, Schriftsteller und Gelehrte Johann Georg Wachter behauptete ebenfalls, Jesus sei ein Zögling der Essäer gewesen.  Diese Theorie wird auch von der muslimischen Ahmadiyya-Lehre vertreten. Danach sei Jesus in seinem Grab genesen und anschließend nach Kaschmir ausgewandert, um die verlorenen Stämme Israels zu suchen. Nach seinem Tod im Alter von 120 Jahren sei er dann unter dem Namen Yuz Asaf im Roza Bal in Srinagar begraben worden. In einem 1849 erschienen Buch in Leipzig ohne Autorenangabe mit dem Titel "Wichtige historische Enthüllungen über die wirkliche Todesart Jesu. Nach einem alten, in Alexandrien gefundenen Manuskripte von einem Zeitgenossen Jesu aus dem heiligen Orden der Essäer" steht geschrieben: Jesu Familie habe dem ägyptischen Zweig der Essäer arischer Herkunft angehört und sei nach Jesu Geburt dorthin geflohen. Nach Jesu angeblichem Tod hätten sich die Essäer nach ihm erkundigt. Der Ordensälteste in Jerusalem habe brieflich geantwortet: Er habe Jesu Kreuzigung als Augenzeuge miterlebt. Jesus sei dabei in ein Koma gefallen und später durch die medizinischen Künste von zwei Essäern – Joseph von Arimathäa und Nikodemus – heimlich wiederbelebt worden. Allerdings sei er sechs Monate später an den Folgen der Folter gestorben.


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