Die Essener waren eine im 2. Jahrhundert v. Chr. entstandene jüdische Ordensgemeinschaft in Palästina, die eine Form des erhöhten Pharisäismus kultivierte. So wird die Gruppierung von dem jüdischen Theologen Philon von Alexandria, dem römischen Gelehrten Plinius der Ältere und dem jüdisch-hellenistischen Historiker Flavius Josephus jedenfalls beschrieben. Eine seit 1952 einflussreiche These, die Essener seien identisch oder verwandt mit den Bewohnern von Qumran („Qumran-Essener“) und den Autoren einiger oder aller Schriftrollen vom Toten Meer, wird heute aufgrund der Befunde relativiert oder bestritten. Die Essener lebten in der Vorstellung, zu den ‚letzten wahren Gläubigen ihrer Zeit‘ und infolgedessen den ‚letzten Gläubigen am Ende der Zeit‘ zu gehören. Zu ihrer Endzeitlehre gehörte unter anderem die Vorstellung von der Auferstehung des Fleisches. Der Historiker Flavius Josephus nannte die Essener wiederholt als dritte große jüdische „Partei“ neben den Pharisäern, einer theologischen, philosophischen und politischen Schule im antiken Judentum und den Sadduzäern, einer Gruppe des Judentums in Israel zur Zeit des zweiten Tempels. Zentraler Sachverhalt des streng festgelegten Alltagslebens der Essener waren rituelle Reinheitshandlungen, bzw. tägliche Waschungen, ein tägliches Kultmahl und eine genau festgelegte soziale Rangordnung. Die Gruppierungen hielten sich von größeren urbanen Ansiedlungen fern. Sie trugen weiße Kleidung und waren sexuell aversiv eingestellt; das heißt, sie lehnten den intimen körperlichen Umgang mit Frauen ab.
Über die Gewohnheiten, Bräuchen und Glaubensvorstellungen der Essener schrieb Flavius Josephus: Sie beteten vor Sonnenaufgang und äßen nach Tischgebeten mittags und abends gemeinsam. Sie vergruben ihre Exkremente. Sie lehnten das Schwören ab, außer ihrem Eid beim Eintritt, „Ungerechte zu hassen und mit den Gerechten zu kämpfen“. Neuzugänge bei den Essenern müssten ein Noviziat ableisten und würden bei Regelverstößen ausgeschlossen. Essener befolgten streng den Sabbat und bestätigten sich als Heiler. Essener seien ferner bereit, für die Thora zu sterben (Märtyrer) und glaubten an die Unsterblichkeit der Seelen zur Erlösung oder ewigen Strafe. Außerdem würden Essener Gott nicht opfern, keine Ehen schießen und keine Sklaven halten. Sie betreiben Ackerbau und haben Priester als Verwalter. In einer altrussischen Übersetzung von De bello Judaico (Der Jüdische Krieg von Flavius Josephus) steht überdies geschrieben, Essener würden weissagen und besäßen ein geheimes Buch mit Engelnamen. Der griechische Philosoph Dion Chrysostomos (um 40–112) sagte angeblich über die Essener, sie wohnten in einer „glücklichen Stadt“ am Toten Meer nahe dem untergegangenen biblischen Sodom. Das ist die älteste Angabe über diese Gruppierung, wenn sie denn stimmt.
Essener oder eine Gruppe mit den ihnen zugeschriebenen Merkmalen werden jedoch weder im Neuen Testament (NT) noch im späteren Talmud erwähnt.