Das
Abgar-Bild, auch als Christusbild von Edessa bekannt, ist ein Bild oder Schweißtuch mit dem Abbild von Jesu Gesicht, das ein Bote dem mesopotamischen König Abgar V. Ukamma von Jesus überbracht haben soll. Der Kirchenlehrer Euagrios Scholastikos (536- 590) hielt das Abgar-Bild als ein nicht von Menschenhand geschaffenes Bild. Die Abgar-Legende besagt, dass der erkrankte König Abgar V. Jesus bat, ihn zu besuchen, um ihn zu heilen. Jesus antwortet ihm, erst nach seiner Auferstehung würde er einen seiner siebzig Jünger schicken. Nach Jesu Himmelfahrt sandte der Apostel Thomas den Jünger Thaddäus zu König Abgar. Weil der König und weitere Bürger von ihrer Krankheit geheilt wurden, sollen Abgar und sein Reich zum Christentum übergetreten sein. In den apokryphen „Lehren des Addai“, die gegen Ende des 4. Jahrhunderts niedergeschrieben wurden, hingegen heißt es, Hannan, ein Vertrauter Abgars soll nicht nur einen Brief von Jesus (mit dem Versprechen, dass Edessa niemals eingenommen werde), sondern auch ein Porträt Jesu mitgebracht haben. In einer anderen Schrift, die wohl kurz vor oder nach der Ankunft des Abgar-Bildes im August 944 in Konstantinopel entstanden sein muss und Konstantin VII. zugeschrieben wird, wird das Abgar-Bild als ein Tuch beschrieben, mit dem sich Jesus das Blut schwitzende Gesicht in Getsemani abgewischt haben soll. In Mk 14,32 und Mt 26,36 wird Getsemani als ein Landgut auf dem Ölberg bezeichnet; das Lukasevangelium (Lk 22,40) spricht von einem bestimmten „Ort“ auf dem Ölberg, das Evangelium nach Johannes (Joh 18,2) wiederum von einem „Garten“ jenseits des „Winterbachs Kidron“, d. h. am Fuß des Ölbergs, wobei der Name Getsemani bei Lukas und Johannes nicht fällt. Winterbach« deutet an, dass es ein jahreszeitlich bedingter Bach war, der die meiste Zeit des Jahres trocken lag, aber in der Regenzeit zu einem Sturzbach wurde. Der Bach floss durch das Kidron-Tal zwischen dem Tempelberg im Osten Jerusalems und dem Ölberg weiter östlich. Laut dem Historiker Niaphoris verschwand das Abgar-Bild im Jahre 359. Es wird behauptet, dass das Tuch in der Stadtmauer versteckt wurde, um es vor Hochwasser zu schützen. Danach sei es in Vergessenheit geraten und erst im 6. Jahrhundert wiederentdeckt worden. Laut Prokopios von Caesarea (um 550) wurde das Bild im Jahre 525 bei Aufräumarbeiten in einem der Stadttore gefunden, nachdem der Daisan, ein Nebenfluss des Euphrats, die Stadt Edessa überschwemmt hatte. Der Historiker Euagrios Scholastikos (vor 594) wiederum schreibt, dass die Bewohner der Stadt Edessa, im Zuge der Belagerung durch die Perser unter Chosrau I. im Jahre 544, vermutlich durch Befestigungsarbeiten auf dem höchsten Tor, einen Hohlraum in der Mauer entdeckten. Er enthielt ein Tuch mit dem Abbild Jesu.
Als Chosrau nach einem Feuer in seinem Feldlager mit seinem Heer abzog, schrieben die Einwohner Edessas den Erfolg dem wundertätigen Bild zu. Das Bild soll während der islamischen Eroberungen im christlichen Edessa geblieben sein. Erst durch die Expansionspolitik im wiedererstarkten Byzanz wurde es im Jahre 944 als Reliquie von Edessa nach Konstantinopel gebracht. Zunächst erhielt die Kirche St. Maria von Blacherna den Brief und das Abgar-Bild, später wurden beide Reliquien in die Pharos-Palastkapelle im Kaiserpalast verlegt. Während der Belagerung im Vierten Kreuzzug wurde das Bild wieder in die Blachernen-Kirche gebracht, aus der es nach der Eroberung und Plünderung der Stadt 1204 verschwand. Danach verliert sich seine Spur. Im Laufe der Zeit behaupteten verschiedene Städte im Besitz des Bildes zu sein, so im Vatikan, in Genua (San Bartolomeo degli Armeni) und in Paris. 1978 stellte der englische Historiker und Autor von Büchern mit religiösen und wissenschaftlichen Themen Ian Wilson erstmals die These auf, das Abgar-Bild könnte mit dem Turiner Grabtuch identisch sein. Andere Historiker widersprachen dieser Theorie. Wilson argumentierte, dass das Abgar-Bild möglicherweise in Edessa gefaltet aufbewahrt wurde, so dass damals nur das Gesicht sichtbar war.
Ein anderes Tuch mit dem Abbild von Jesus ist das Schweißtuch der Veronika, dass die heilige Veronika Jesus Christus auf seinem Weg nach Golgota gereicht haben soll, um Schweiß und Blut von seinem Gesicht abzuwischen. Dabei soll sich das Gesicht Jesu auf wundersame Weise auf dem Schweißtuch als sogenanntes Veronikabild eingeprägt haben. Diese Überlieferung ist seit dem 12. Jahrhundert nachgewiesen. Ebenfalls seit dem 12. Jahrhundert ist in Rom ein Bild der hl. Veronika mit dem Schweißtuch bekannt. Im apokryphen (koptischen) Nikodemusevangelium (Pilatusakten) aus dem 5. Jahrhundert wird die blutflüssige Frau Berenike genannt. Sie soll es gewesen sein, die Jesus aus Mitleid und Dankbarkeit am Kreuzweg ihr Tuch zum Abtrocknen des Schweißes reichte. Von ihr wird in der Heilungsgeschichte im Matthäusevangelium berichtet, Mt 9, 20-22: Da trat eine Frau, die schon zwölf Jahre an Blutungen litt, von hinten an ihn heran und berührte den Saum seines Gewandes; denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt. Jesus wandte sich um, und als er sie sah, sagte er: Hab keine Angst, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Und von dieser Stunde an war die Frau geheilt. Drei Frauen, die visionär das Leben und Leiden Jesu unabhängig voneinander geschaut und miterlebt haben bestätigen die Geschichte: Anna Katharina Emmerich (+ 09. 02. 1824), Maria Valtorta (+ 1961) und Theresia von Konnersreuth (+ 1962). Alle drei Frauen, die zu verschiedenen Zeiten und unabhängig voneinander den Kreuzweg Jesu geschaut haben, berichten übereinstimmend: a) Dass eine Frau Jesus auf dem Kreuzweg ein Leinentuch zum Abtrocknen seines Gesichtes reichte. b) Dass Jesus dieses Tuch auf sein Gesicht drückte, und dass sich darauf sein blutiges Antlitz abgebildet hat. c) Und dass die Veronika jene Frau ist, die Jesus von ihrem Blutfluss geheilt hat (Mk.5, 29; Mt 9, 18 ). Ferner berichtet A. K. Emmerich von einer Vision im Jahre 1820: Ich sah Veronika bei dem Kaiser, er war krank, sein Lager war auf ein paar Stufen erhöht, es hing ein großer Vorhang nieder. Ich sah, dass Veronika außer dem Schweißtuch noch ein anderes Tuch von den Grabtüchern Jesu bei sich hatte, und dass sie das Schweißtuch vor dem Kaiser ausbreitete. Es war eine lange, schmale Zeugbahn, welche sie ehedem als Schleier um Kopf und Hals getragen, der Abdruck von Jesu Gesicht befand sich an dem einen Ende, und da sie es dem Kaiser vorhielt, fasste sie die längere Seite des Tuches, welches nieder hing, mit der einen Hand zusammen. Das Antlitz Jesu war nicht wie ein reines Gemälde, sondern mit Blut darin abgedrückt, es war auch breiter als ein Gemälde, denn es hatte um das Antlitz herum gelegen... Ich sah nicht, dass der Kaiser mit diesen Tüchern berührt ward oder sie anrührte. Er ist aber durch ihren Anblick gesund geworden
Die alte Tradition erzählt, das im dritten Jahre nach Christi Himmelfahrt der römische Kaiser Tiberius einen seiner Leute nach Jerusalem sandte, um Zeugnisse über alle Gerüchte über Jesu Tod und Auferstehung zu sammeln. Dort traf er auf Veronika. Sie erzählte ihm , dass sie - um immer ein Bild Jesu Christi bei sich zu haben, dem sie nicht von Ort zu Ort habe folgen können - diesen um ein Abbild gebeten habe. Sie hatte ein Tuch dabei, hat ihm dieses gereicht und mit seinem eingedrückten Antlitz zurückerhalten. Der Bote brachte die Seraphia (Veronika) nach Rom ... Das Schweißtuch soll den schwerkranken Kaiser Tiberius geheilt haben, als er es ansah oder berührte. Eine lange als das echte Schweißtuch verehrte Kopie wurde 1721 dem Habsburger-Kaiser Karl VI. geschenkt und ist heute in der Schatzkammer der Wiener Hofburg öffentlich zugänglich.