Das Jüngste-Gericht im biblischen Sinne ist der finale Tag der Auferstehung und Abrechnung. Der Glaube an den Jüngsten Tag und das Gericht gehören auch zu den Kernaussagen des Korans. In der Bibel findet sich keine konkrete Angabe über den Zeitpunkt des jüngsten Gerichtes. Deshalb haben sich in den vergangenen 2000 Jahren zahlreiche unterschiedliche Vorstellungen gebildet, von denen nicht abschließend gesagt werden kann, welche nun "die richtige" sei.
Auch im Alten Testament, besonders in den Psalmen und im Buch Daniel finden sich zahlreiche Hinweise auf ein Jüngstes Gericht. Psalm 98,8f: Die Ströme sollen in die Hände klatschen (…), denn er kommt, um die Erde zu richten; er richtet den Erdkreis in Gerechtigkeit und die Völker nach dem Recht. Dan 7, 9-10: Ich sah immer noch hin; da wurden Throne aufgestellt und ein Hochbetagter nahm Platz. Sein Gewand war weiß wie Schnee, sein Haar wie reine Wolle. Feuerflammen waren sein Thron und dessen Räder waren loderndes Feuer. Ein Strom von Feuer ging von ihm aus. Tausendmal Tausende dienten ihm, zehntausendmal Zehntausende standen vor ihm. Das Gericht nahm Platz und es wurden Bücher aufgeschlagen. Dan 7,26: Dann aber wird Gericht gehalten. Jenem König wird seine Macht genommen; er wird endgültig ausgetilgt und vernichtet.
In der ältesten jüdischen Schrift mit eschatologischem Inhalt (Eschatologie ist die Lehre von den letzten Dingen, z. B. der Tod), dem um 170 bis 120 v. Chr. entstandenen Buch Henoch, ist eine ausführliche Schilderung zum jüngsten Gericht und zum Jenseits enthalten. Sie umfasst Ereignisse wie die Wiederkunft Christi, die Auferstehung, das Gericht, die große Trübsal, das tausendjährige Reich und die Ewigkeit. Unter dem Namen Henoch existieren drei verschiedene apokryphe Bücher, die mit 1., 2., 3. Henoch bezeichnet werden. Im 1. Henoch, dem sogenannten Äthiopischen Henochbuch wird geschildert, wie Henoch die himmlischen Geheimnisse offenbart bekommt: die Deutung der Geschichte von Adam bis zum Ende; die Schilderung der Endzeit mit Krieg und Vernichtung, auf die das Gericht Gottes folgt, in dem der Satan und die gefallenen Engel sowie die Sünder vernichtet werden, während für die Frommen eine ewige Heilszeit anbricht.
Auch im Neuen Testament wird das Jüngste-Gericht im Matthäus-Evangelium ausführlich und präzise geschildert:
Mt 25, 31-46:
Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Und alle Völker werden vor ihm zusammengerufen werden und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirte die Schafe von den Böcken scheidet. Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König denen auf der rechten Seite sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist. Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir dich fremd und obdachlos gesehen und aufgenommen, oder nackt und dir Kleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Dann wird er sich auch an die auf der linken Seite wenden und zu ihnen sagen: Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist! Denn ich war hungrig und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und im Gefängnis und ihr habt mich nicht besucht. Dann werden auch sie antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder obdachlos oder nackt oder krank oder im Gefängnis gesehen und haben dir nicht geholfen? Darauf wird er ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan. Und sie werden weggehen und die ewige Strafe erhalten, die Gerechten aber das ewige Leben.